Es ist Muttertag – und auch mehrere Jahre, nachdem ich meine Mutter verloren habe, weiß ich noch immer nicht, wie ich mit dieser Trauer umgehen soll.
Zurzeit reden viele darüber, dass sie ihre Familien vermissen, doch für mich ist das Alltag. Viele Menschen sprechen von ancestral wisdom, dem von ihren Vorfahren weitergegeben Wissen, in mir löst das jedoch nur Trauer aus. Morgen ist Muttertag. Und auch mehrere Jahre, nachdem ich meine Mutter verloren habe, weiß ich noch immer nicht, wie ich mit dieser Trauer umgehen soll. Ständig bin ich Werbeanzeigen für Blumenbouquets und Schokolade und Erinnerungen daran ausgesetzt, dass man seine Mutter anrufen soll.
Die Trauer kommt in Wellen. Es gibt Tage und Wochen, in denen ich meine Trauer vergesse. Dann gibt es wieder Tage in den mich die Trauer übermannt, wie ein Hurrikan, den ich nur auf mich einprasseln lassen kann. Das ist okay. Ich bin das gewohnt. Die Trauer ist immer irgendwie da. Aber ich weiß, dass bald die Tage kommen, in denen die Trauer überhand nehmen wird.
Der Muttertag zwingt uns zur Auseinandersetzung mit dem Verlust
In vielen Bereichen des Feminismus gelten Mütter als Ressource von Kraft und Weisheit. Sie sind diejenigen, denen wir gute Nachrichten zuerst überbringen und mit denen wir unsere Probleme teilen. Zumindest theoretisch. Denn viele von uns haben keine Mütter. Egal ob sie gestorben sind, uns verlassen haben oder wir den Kontakt abbrechen mussten, Tage wie der Muttertag können für uns schwierig werden. Sie zwingen uns, uns mit unserem Verlust auseinanderzusetzen, in einer Zeit, in der andere Menschen ihre liebevollen Familienbeziehungen feiern und zur Schau stellen. Ich bin nicht neidisch auf diese Menschen. Ich freue mich für sie. Ich möchte nicht, dass sie auf ihre Freude und das Feiern ihrer Mütter verzichten, auch nicht auf Social Media.
Trotzdem sind es solche Tage, die für mich am schwersten sind. Tage, an denen ich Instagram nicht öffnen kann und an denen ich glücklichen Menschen ins Gesicht schreien möchte. Das ist nicht fair. Aber ehrlich. Ich würde mir wünschen, dass unsere Gesellschaft und die Medien den Verlust von Müttern nicht vergessen und uns den Freiraum geben, mit unserer Trauer umzugehen. Sei es Trauer um den Verlust eines geliebten Menschen, Trauer um eine Beziehung, die nie so gut war, wie sie sein sollte, oder Trauer um etwas, was nie war. Also feiert eure Mütter, lernt von ihnen, verbringt Zeit mit ihnen und hört bei euren Freund*innen, für die der Muttertag schwierig sein kann, rein. Denn gerade an solchen Tagen vermissen viele Menschen eine Mutterfigur. Und das ist okay.
Lady Tea ist ewige Studentin, Veganerin und klassisch extrovertiert. Sie lebt minimalistisch und liebt ihr adoptiertes Shetlandpony. Sie schreibt ungern nüchtern.